36 - Wann ist das Leersaugen von Materialleitungen erforderlich?
Beim Leersaugen geht es grundsätzlich darum, die Reste von Fördergut aus einer Materialleitung zu entfernen oder zu minimieren. Wenn bei einer Vakuum-Förderanlage das Vakuum nach dem Fördervorgang abschaltet, setzt sich das noch in der Leitung befindliche Material ab, bleibt in der Leitung liegen und wird beim nächsten Zyklus im Idealfall weiter transportiert.
Aus sehr unterschiedlichen Gründen kann es jedoch sinnvoll oder gar erforderlich sein, die Materialleitung(en) leer- oder freizusaugen. Im Allgemeinen spricht man zwar vom „Leersaugen“, es muss aber nicht zwangsläufig das komplette Material aus der Leitung gesaugt werden, oftmals reicht schon ein „Freisaugen“ der Leitung.
Naheliegend ist das komplette Leersaugen etwa bei einem anstehenden Materialwechsel, um Vermischungen und damit Ausschuss oder Schlimmeres zu vermeiden. Gleiches gilt für den Fall, dass verschiedene Abnahmestellen über eine gemeinsame Förderleitung aus verschiedenen Aufgabestellen versorgt werden. Dies ist zum Beispiel bei einigen automatischen Kupplungsbahnhöfen der Fall.
Darüber hinaus kann das Leersaugen beim Verarbeiten von vorgetrocknetem Material empfehlenswert sein, um das Rückfeuchten der Materialreste in der Förderleitung zu verhindern.
Als vorbeugende Maßnahme gegen Verstopfungen lassen sich auf diese Weise auch Ablagerungen entfernen, was beispielsweise beim Verarbeiten von adhäsiven Materialien erforderlich sein kann. Kritische Stellen im Leitungsverlauf sind in diesem Fall insbesondere Bögen, weil das Material hier an der Innenseite der Leitung reibt und anhaften kann.
Auch wenn das Material über lange Strecken mit möglicherweise vertikal verlegten Abschnitten gefördert wird, kann das Leersaugen dazu beitragen, Verstopfungen am Fuß der senkrechten Leitungsabschnitte zu verhindern. Denn hier fällt das, in der senkrechten Leitung befindliche, Fördergut nach dem Abschalten des Förderstroms, der Schwerkraft folgend, nach unten in den Bogen vor dem Aufstieg. Der so verursachte Leitungsverschluss kann zu Problemen beim Aufbau des Vakuums für den nächsten Förderzyklus sorgen.
Um eine Materialleitung leer saugen zu können, ist die Installation eines Leersaugventils oder eines gesteuerten Absaugkastens erforderlich.
Zum Freisaugen reicht es oft, über eine Bypass-Öffnung Luft in die Materialleitung strömen zu lassen. Zum kompletten Leersaugen wird meist ein gesteuerter Absaugkasten oder ein Zweiwege-Leersaugventil eingesetzt, das den Materialstrom unterbricht und gleichzeitig den Bypass öffnet. Ob eine Materialleitung komplett leer- oder nur freigesaugt wird, beeinflusst zudem die Leersaugzeit. Zu beachten ist, dass zu lange Leersaugzeiten den Durchsatz der Förderanlage beeinflussen können.
Bei senkrecht installierten Leitungsabschnitten kann es sinnvoll sein, Leersaugventile am Fuß einzusetzen, um die Leitung frei zu bekommen.
Abhängig vom Einzelfall ist immer die mögliche Menge des Rohrleitungsinhaltes mit Blick auf das Fassungsvermögen des Materialbehälters an der Verarbeitungsmaschine zu berücksichtigen.
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